Inspiriert durch mehrere Episoden des SWR2 Wissen Podcast zum Thema Schule habe ich damit begonnen mir Gedanken zu machen.
Auch ich sehe Mängel in unserem Schulsystem und es ist leicht mit draufzuhauen, Intensivierung und Abschaffung von bestimmten Themen zu fordern etc. Dennoch bleibt für mich eine gewisse Ohnmacht und die Überzeugung, dass es sich nicht grundlegend ändern wird bis auch mein junges Kind durch dieses System gehen muss. Nun frage ich mich, was können wir als Eltern unmittelbar für unsere Kinder tun? Was fällt euch ein, um eure Kinder bestmöglich auf das Leben vorzubereiten? Damit meine ich nicht, bei der Bundestagswahl das stärkste Programm zum Thema Schule zu wählen sondern den Blick in die eigenen vier Wände zu richten.
Was mir in den Sinn kommt, unsortiert und je nach Alter/Interessen des Kindes sicherlich zu differenzieren:
- Kulturelle Angebote (Museum besuchen, Dokumentationen, gemeinsam Bücher lesen, Musik entdecken, historische Orte besuchen)
- Outdoor und Bewegung (Wald, Spielplätze/Schwimmbäder, Vereinssport, Ausflüge wie bspw. Kanutour/Kletterwald)
- Basteln und Handwerk (Einbeziehen bei Reparaturen, Vogelhäuschen bauen, Kochen/Backen, Malen und Streichen)
- Persönlichkeit (Werte vermitteln, Ehrenamt, Tier-/Naturschutz, ökologisch gemäßigte Lebensweise)
- Finanzielle Bildung (Verträge, Versicherungen, Kontenführung, Steuern, Zinsen & Prozente)
Das Thema Finanzen bspw. musste ich mir weitestgehend selbst erarbeiten als meine Unterschriften plötzlich gefragt waren. Dadurch habe ich “Lehrgeld” gezahlt, keine horrenden Summen die mich runierten aber nötig war das sicherlich nicht immer. Hätte ich doch nur mehr von den Vorgängen bei meinen Eltern mitbekommen. Das ist auch kein Vorwurf an sie. Ich glaube das lief unter “wir ersparen unserem Kind solche Erwachsenenthemen, die kommen früh genug”.
Ich möchte mein Kind nicht zum perfekten Generalisten drillen. Nichts davon ist ein Muss und soll gegen den Willen des Kindes geschehen, vieles wird ungeplant ohnehin im Leben einfließen. Ich werde hier auch keine Thementage ausrufen. Über allem steht für mich bewusste, gemeinsam verbrachte Zeit.
Wo wünscht ihr euch mehr für euer Kind? Wo springt ihr ein? Was ist womöglich aus der eigenen Kindheit hängen geblieben? Ich versuchs mal hier in unserem kleinen Kreis, eventuell wird es auch noch mal für die Mütter aufgemacht.
Guten!
Ich finde deine Liste gut, würde sie aber noch um einen schwierigen Punkt erweitern. Meine Eltern haben mir das alles beigebracht und noch mehr, bis auf das Thema Geld, da wuchs mir ohnehin schon alles über den Kopf und ich teilte meines Vaters Werte nicht mehr. Aber Haushalt, Kochen etc., das war ihm wichtig; dass es jeder kann, nicht nur die Mama.
Was mir aber nie jemand vermittelt hat, ist, dass es okay ist, etwas nicht zu verstehen, nicht zu schaffen. Und wie kompetitiv die Welt ist. Wie ich es durch die Schule schaffe, obwohl ich (noch) nicht verstehen kann, wozu gewisse Dinge gut sein sollen. Oder mir zu erklären: “Pass auf, dieses Thema musst du jetzt erst mal nicht tiefer verstehen sondern dir nur (auswendig) merken. Aber in einem halben Jahr oder so lernt ihr dann etwas, das auf dieser Methode aufbaut.” - denn die Lehrer haben das allesamt nicht getan.
Ich kann das nicht so gut in Worte packen, da ich so vieles aus dieser Zeit verdrängt habe, aber doch darin steckengeblieben bin.
Ich wünschte, mir hätte jemand beigebracht, wie ich mich durch den Unsinn und die Langeweile hätte mogeln können. Durch den stetigen Kampf um mich herum, die seltsame Welt in der ich erwachsen werden musste.
Für mich zerbrach irgendwann eine heile Welt und ich war total überfordert.
Ich höre jetzt auf damit denn es macht mich immer noch traurig und vielleicht ist das auch zu vage, falsch oder unpassend an dieser Stelle.
Ich möchte aber noch anmerken: Wenn du dir diese Gedanken jetzt schon machst, dann ist das an sich schon ein Gewinn für dein Kind.
Edit: Mir fällt noch ein, es wäre eventuell wichtig, bei Auffälligkeiten frühzeitig feststellen zu lassen, ob das Kind vielleicht eine Lese- oder andere Schwäche hat, AD(H)S, oder ob gar eine Störung im Spektrum vorliegt. Mit 14 bis 16 kann es u. U. schon zu spät sein.
Dieses durch die Schule “wurschteln” ist ein interessanter Aspekt an den ich auch schon gedacht habe. Ich wäre geneigt, meinem Kind solche Ratschläge zu geben aber habe auch eine gewisse Sorge, dass ich das Kind damit ermuntere sich zu früh vom Stoff abzuwenden, der womöglich doch noch zündet.
Ich würde es mal anders formulieren, auch mit Blick auf meine eigene Schulzeit: Es muss nicht alles Spaß machen, aber sei nicht der große Rebell. Frag kritisch wenn es dir angebracht erscheint aber sabotiere nicht den Unterricht. Laber mit, stell mal ne Frage, sei freundlich. Bewahr einfach deine anständige Grundhaltung, auch wenn dir Fach XY keinen Spaß macht. Dann kommst du da mit kleinem Aufwand und der Note “Befriedigend” raus und alles ist in Ordnung.
Bei den Untersuchungen bin ich voll bei dir. Blick von Fachleuten schadet nicht bei begründetem Verdacht.
Ich verstehe deine Gedanken und Haltung vollkommen. Wenn alles “normal” läuft, ist das eine gute Grundhaltung. Es kommt leider auf das Kind an, und was um es herum und innerlich passiert, schon ab dem ersten Schultag an.
Die Klasse oder Schule zu wechseln kann evtl. genau das richtige sein.
Ich habe noch einen halben Aufsatz geschrieben aber das wieder gekürzt, weil who cares und hoffentlich wird dein Nachwuchs nie etwas in der Art erleben und es läuft alles generell gut.
So, aber das noch: Du kannst deinem Kind eventuell nicht ansehen, was es durchlebt. Auch mit den Ärzten ist das so ein Ding… Ach so viel wird nicht oder falsch diagnostiziert.
Viel Glück!