Throwaway, weil ich den Stress nicht gebrauchen kann, aber einen Standpunkt beisteuern will, der hier - meiner Ansicht nach - fehlt.
Ich lese immer irgendwelche angeblichen Gründe für die Erfolge der Afd: ihre Wähler sind bildungsfern, unterpriviligiert, abgehängt oder einfach dumm. Meine Einschätzung ist nicht besser als Eure, aber sie ist anders.
Zu mir: ich bin ein mittelalter weißer Mann, verheiratet, mit Kindern und mit Migrationshintergrund (als Kind nach DE gekommen). Meine Generation ist noch nicht zu weit von damals™ entfernt um zumindest den Schatten einer Ahnung von der Realität einer Nazi-Herrschaft zu haben. Gleichzeitig habe ich erlebt, wie sich meine Stadt, ein Haufen Hoffnungslosigkeit im Ruhrpott, im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Kurz gesagt können sich meine Kinder nicht so frei bewegen, wie ich es damals konnte. In der Schule gab es auch schon unschöne Erlebnisse. Blut ist nicht geflossen, aber es gab Beulen und Tränen. Unsere Innenstadt bietet vermutlich mehr Auswahl an Drogen als an Oberbekleidung, und diese Leute, die aggressiv und manchmal handgreiflich werden, die Drogen verkaufen und Spielplätze demolieren sind leider verdammt noch mal keine Michaels oder Christians, noch nicht einmal Kevins. Das ist keine Halluzination. Ich lebe hier, ich wollte es nicht wahrhaben, aber es ist nicht zu leugnen. Vielleicht spielt Religion eine Rolle, oder kulturell etablierte Vorstellungen von akzeptiertem Verhalten - keine Ahnung, aber das Problem ist da.
Nun gehe ich wählen, und ratet mal, welche Partei mir als einzige nicht erzählen will, dass ich mir alles nur einbilde. Also wähle ich nicht, oder ungültig, wenn ich besonders motiviert bin.
Wäre die Afd nicht antieuropäisch, geschichtsrevisionistisch und offen tolerant gegenüber bekennenden Nazis, käme sie für mich in Frage. Für einen - offenbar zunehmenden - Teil der Wahlberechtigten sind dies keine harten Ausschlusskriterien.
Fazit: So bitter und unangenehm es sein mag, liegt der Erfolg der Afd vielleicht darin, dass sie ein echtes Problem anspricht, das alle anderen leugnen. Wer sich damit einfangen lässt, unterstützt den völkischen Mist leider mit.
Alle anderen haben ein fettes Problem: Wer soweit geht zu sagen: „ok, das ist ein Haufen Spinner, aber leider haben sie in ein paar Punkten Recht“ ist politisch tot.
Ich habe nicht ohne Grund diesen Account angelegt und erwarte keine Gnade, aber ich hoffe, dass mein Blickwinkel irgendwie helfen kann.
Throwaway, weil ich den Stress nicht gebrauchen kann, aber einen Standpunkt beisteuern will, der hier - meiner Ansicht nach - fehlt. Ich lese immer irgendwelche angeblichen Gründe für die Erfolge der Afd: ihre Wähler sind bildungsfern, unterpriviligiert, abgehängt oder einfach dumm. Meine Einschätzung ist nicht besser als Eure, aber sie ist anders. Zu mir: ich bin ein mittelalter weißer Mann, verheiratet, mit Kindern und mit Migrationshintergrund (als Kind nach DE gekommen). Meine Generation ist noch nicht zu weit von damals™ entfernt um zumindest den Schatten einer Ahnung von der Realität einer Nazi-Herrschaft zu haben. Gleichzeitig habe ich erlebt, wie sich meine Stadt, ein Haufen Hoffnungslosigkeit im Ruhrpott, im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Kurz gesagt können sich meine Kinder nicht so frei bewegen, wie ich es damals konnte. In der Schule gab es auch schon unschöne Erlebnisse. Blut ist nicht geflossen, aber es gab Beulen und Tränen. Unsere Innenstadt bietet vermutlich mehr Auswahl an Drogen als an Oberbekleidung, und diese Leute, die aggressiv und manchmal handgreiflich werden, die Drogen verkaufen und Spielplätze demolieren sind leider verdammt noch mal keine Michaels oder Christians, noch nicht einmal Kevins. Das ist keine Halluzination. Ich lebe hier, ich wollte es nicht wahrhaben, aber es ist nicht zu leugnen. Vielleicht spielt Religion eine Rolle, oder kulturell etablierte Vorstellungen von akzeptiertem Verhalten - keine Ahnung, aber das Problem ist da. Nun gehe ich wählen, und ratet mal, welche Partei mir als einzige nicht erzählen will, dass ich mir alles nur einbilde. Also wähle ich nicht, oder ungültig, wenn ich besonders motiviert bin. Wäre die Afd nicht antieuropäisch, geschichtsrevisionistisch und offen tolerant gegenüber bekennenden Nazis, käme sie für mich in Frage. Für einen - offenbar zunehmenden - Teil der Wahlberechtigten sind dies keine harten Ausschlusskriterien. Fazit: So bitter und unangenehm es sein mag, liegt der Erfolg der Afd vielleicht darin, dass sie ein echtes Problem anspricht, das alle anderen leugnen. Wer sich damit einfangen lässt, unterstützt den völkischen Mist leider mit. Alle anderen haben ein fettes Problem: Wer soweit geht zu sagen: „ok, das ist ein Haufen Spinner, aber leider haben sie in ein paar Punkten Recht“ ist politisch tot. Ich habe nicht ohne Grund diesen Account angelegt und erwarte keine Gnade, aber ich hoffe, dass mein Blickwinkel irgendwie helfen kann.