Das Spannungsfeld zwischen geliebt und gefürchtet ist real – wobei die wenigsten Bühnenleute wirklich bösartige Sachen machen. Schließlich hat man lange zusammen an der Inszenierung gearbeitet und will nicht das gemeinsame Werk verhunzen.
Mein Favorit war, dass einer, der einer Gruppe auf der Bühne etwas auf einer ca. DIN A4 großen Karte zeigen sollte, zur Dernière mit einer Landkarte im Wandformat auftrat und die todernst über die halbe Bühne ausrollte, um danach darauf kniend einen bestimmten Punkt in der Mitte zu finden und zu erklären. Da habe ich mir buchstäblich innen auf die Wangen gebissen, um den Anschein von Ernst für die Szene zu bewahren.
Fies war, als im Rahmen eines Monologs vor anderen Figuren von jemandem ein Brief im Kuvert gewedelt und dessen Inhalt kurz angerissen wurde. Auf der Dernière hat da jemand den Monolog unterbrochen und gefordert, der Brief möge doch in Gänze vorgelesen werden. In dem Kuvert war ein unbeschriebenes Blatt Papier… Besagte Person wurde fast von der Regie gekreuzigt. Der Schauspieler, der den Monolog hielt, hat da zum Glück echt souverän drübergespielt. Mich hätte es rausgebracht.