In Spanien könnte eine rechtsextreme Partei an die Macht kommen, weil die Jungen es wollen. Wer sie wählt, darf Antifeminist sein. Das gefällt besonders jungen Männern.
Santiago Abascal ist ein Mann, der gern wandert. Er kommt vom Land, ist Hobby-Ornithologe und kumpelt mit einer Selbstverständlichkeit rauchend vor der Dorfkneipe herum, die anderen Poltiker:innen fehlt. In seinem Instagram-Profil hat er vor und hinter seinen Namen eine kleine spanische Flagge platziert. Santiago Abascal ist der Spitzenkandidat der rechtsextremen Vox-Partei.
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Bewegst du dich denn im echten Leben in feministischen Kreisen? Da erlebe ich ehrlich gesagt wenig “absolutistisches”. Viel mehr erlebe ich, dass es Männern gut tut, nicht in den klassischen Rollenbildern leben zu müssen, über Gefühle reden zu können und füreinander da zu sein. Gerade das ermöglicht eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Wandel des Verständnis von Männlichkeit.
Die starken Meinungen, die, die auch mit Hass einhergehen, die finden sich meiner Wahrnehmung nach primär im Netz. Das scheinst du ja ähnlich wahrzunehmen. Da hauen sich sämtliche Seiten ihre Meinungsschnippsel um die Ohren, ohne auf das Gegenüber eingehen zu wollen oder auch nur zu können. Da schaukelt es sich hoch und brodelt über. Ein Traum für Populisten. Unfundiert und möglichst reißerisch und skandalös gewinnt immer den Kampf um die Aufmerksamkeit. Fundiert und durchdacht ist immer zu lang für Twitter und TikTok.
Das internet spült die extremen Meinungen hoch, weil diese mehr Interaktionen verursachen.
Kommt auf die Kreise an.
In meiner “linken” Großstadtbubble gibt es viele Leute, die ihre politische Ideologie zum Kern ihrer Identität machen, und sich dann von jeder Vernunft wegradikalisieren. “linke” weil diese Leute meistens ausgesprochen egozentrisch und häufig narzisstisch sind, sich aber durch ihre Ideologie und das Geschwafel darüber moralisch erheben, ohne tatsächlich die Werte zu leben.
Eine einst gute Freundin hat sich auf diesem Weg aus unserem Freundeskreis verabschiedet, da sie alle Probleme mit sich selbst, und jegliche Verantwortung für ihr Verhalten auf die vermeintliche Männlichkeit oder toxische Weiblichkeit von uns geschoben hat. Nachdem sie ihren Freund betrogen hat, war es seine schuld, weil er keine offene Beziehung führen wollte und wir seien alle patriachal, weil wir das scheiße fanden und solche Geschichten.
Solche Leute machen nicht die Mehrheit aus, aber leider können sie sich in den Kreisen recht lange gut halten, weil niemand ihnen sagt, wo ihr Verhalten einfach scheiße ist.
Das scheint allerdings noch mal ein besonders deutsches Problem zu sein, da ich das aus ähnlichen Kreisen in anderen Ländern nicht so kenne.
Ich habe mit Feministen in Süd- und Mitteleuropa geredet und die Gespräche sind immer höflich gewesen. Das Spektrum des Absolutismuses war schon breit aber bewegte sich hauptsächlich im minderen Bereich ab. Nur eine Feministin hat Sprüche von sich gelassen wie “Testosteron braucht die Welt nicht”, “ein Mann kann nicht diskriminiert werden”, “Männer geht es prinzipiell immer besser”, “Männer lernen wie man unterdrückt”, usw. Wenn man diese hinterfragt hat merkte man schon dass die einfach nachgesprochen wurden ohne diese selbst hinterfragt zu haben.
Hauptsächlich halte ich mich von Gruppen jedoch fern.
Was die Männer in Spanien erleben und woher ihre Meinungen kommen kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich glaube dein zweiter Absatz sollte ein hauptsächlicher Grund sein. Es ist da sicherlich auch traditioneller (Religion und Tradition sei dank) und gemischt mit Internetzugang zu Kurzformberichten und Meinungen, würde mich die Auffassung als Feind nicht überraschen.
Die Frage ist bei solch ideologisch mitunter aufgeladenen Themen ja häufig, was passiert, wenn Ideologie und Realität aufeinander treffen. Und das sieht man tatsächlich am ehesten im Alltag. Auch in feministischen Kreisen interagieren natürlich die verschiedenen Geschlechter miteinander. Ich denke, die etwas spitzeren Positionen sind auch einfach aus einer großen Frustration daraus erwachsen, wie viele Männer häufig immernoch mit Frauen umgehen. Da hau ich als Mann mir auch manchmal die Hand ins Gesicht und denk mir “Männer lol”.
Zu Spanien könnte ich mir vorstellen, dass die durchaus lange gelebte “Macho-Kultur” da auch ihren Teil zu beiträgt. Ich habe junge spanische Männer bspw. häufig als Menschen erlebt, die quasi jeder Frau ein “Ay que Guappa” hinterher rufen müssen. Das ist aber natürlich auch nur anekdotisch und zuletzt steuerte das Land gesellschaftlich ja in eine ganz andere Richtung.